Qualitätsmerkmale

Für eine edle Krawatte kann man den Gegenwert eines Kleinwagens ausgeben. Oder ein, zwei Euro. Und nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, was denn nun eigentlich den Preisunterschied ausmacht. Offenbar spielt das Material eine Rolle, die Verarbeitung, oft genug auch der Markenname. Und doch: nur wenn man ein paar Dinge über Krawatten weiß, kann man sicher sein, eine gute Qualität in Händen zu halten. Denn nicht immer sagt der Preis alles.

Was macht also eine gute Herrenkrawatte aus? Sie sollte natürlich in erster Linie aus gutem Material bestehen. Auch wenn heutige Polyester-Krawatten auf den ersten Blick sehr vertrauenerweckend aussehen können, werden sie nie den Glanz von echter Seide erreichen. Denn die schimmert tiefer und dezenter als Kunstfasern. Und den Unterschied sieht man. Irgendwo wird die Krawatte vermutlich ein Etikett haben, auf dem „100% Seide“ oder ähnliches steht. Wenn Sie kein Etikett finden, lässt das auf weniger edlen Stoff schließen.

Fast noch wichtiger ist der Zuschnitt.Schon seit den Tagen von Jesse Langsdorf, damals in den goldenen Zwanzigern, werden Krawatten in einem Winkel von 45 Grad zur Stoffrichtung zugeschnitten. Das verhindert, dass der Binder sich verdreht. Einen sauberen Zuschnitt erkennen Sie,wenn Sie die Krawatte einfach am schmalen Ende festhalten und hängen lassen. Sie sollte möglichst gerade herunterhängen. Verdreht sie sich, ist sie schlecht geschnitten, und Sie sollten die Finger davon lassen.

Ertasten Sie ruhig, wie sich die Krawatte anfühlt Ist die Einlage elastisch und voluminös? Denn eine zu dünn gefütterte oder gar ungefütterte Krawatte wird sehr schnell Tragefalten aufweisen. Außerdem halten bei etwas schwererem Futter meist die Knoten besser. Aber natürlich gilt es auch hier, nicht zu übertreiben. Denn ein voller Windsorknoten kann bei einer Krawatte mit schwerem Futter schnell wie eine Kugel unterm Kragen hängen.

Vorsicht ist angesagt, wenn die Krawatte scharfe Kanten hat. Denn das lässt darauf schließen, dass sie maschinell gebügelt wurde – eine Tortur, der niemand eine hochwertige Krawatte aussetzen würde.

Das wichtigste Testinstrument sind Ihre eigenen Fingerspitzen. Wie fühlt sich die Krawatte an? Liegt sie gut in der Hand? Geht das Futter bis zum Rand und liegt gerade? Wenn es das nicht tut, kann man die Krawatte eigentlich nur noch wegwerfen.

Natürlich wäre es am besten, man könnte die Krawatte einfach mal probehalber umbinden. Aber diesen Test werden die wenigsten Verkäufer gestatten, und das zu Recht. Denn eine getragene Krawatte erkennt man sofort, selbst wenn sie nur einmal gebunden wurde.

Nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist der Preis. Zugegeben, wenn man Ihnen eine Seidenkrawatte für unter 10 Euro verkaufen will, sollten Sie schon genau hinsehen (, was nun nicht heißt, dass es nicht hin und wieder tatsächlich solche Schnäppchen gäbe). Bei mehr als 50 Euro zahlen Sie für den Designernamen, nicht die Qualität.

Natürlich gibt es immer wieder einige Krawatten, die etwas exklusiver sind. So bestechen manche Modelle mit besonders hoher Schussdichte. Der Unterschied ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen, aber der Glanz ist tiefer und weicher. Details wie Self-Tipping können sich ebenfalls im Preis niederschlagen. Self-Tipping heißt, dass das Innenleben der Krawatte, sichtbar vor allem auf der Rückseite der Spitze, nicht wie üblich mit einem einfachen, meist einfarbigen Futterstoff verkleidet ist, sondern mit dem selben Stoff, aus dem auch das Obermaterial besteht.

Als besonders edel gelten Sevenfold-Krawatten. Diese weichen wesentlich von der normalen Bauweise einer Krawatte ab. Statt aus Krawatte, Tipping und Einlage bestehen sie nur aus der Seide des Obermaterials. Dieses wird mehrfach gefaltet (nicht immer gleich, viele Sevenfold-Krawatten sind in Wirklichkeit Sixfolds), so dass es Festigkeit erhält und kein Futter mehr braucht. Allerdings werden auch Sevenfold-Krawatten inzwischen manchmal auf der Rückseite mit einem Tipping-Stoff verbrämt.